Ein wichtiger Abend: "Zahlen bitte!" in Mödling

5.Februar 2012 in interessant, wichtig !!!

Dr. Markus Marterbauer zu Gast im - an diesem Tag GRÜNEN - Schöffelhaus

Dr. Markus Marterbauer zu Gast im - an diesem Tag GRÜNEN - Schöffelhaus

Gut 30 BesucherInnen sind zum Vortrag von Markus Marterbauer gekommen, Leiter der Abteilung für Wirtschaftswissenschaften und Statistik der AK Wien und einem der profiliertesten Wirtschaftswissenschaftler des Landes.

Markus Marterbauer hat im vergangenen Jahr „ZAHLEN BITTE!“ herausgebracht: seine Sichten zur gegenwärtigen Situation der (Finanz-)Wirtschaft. Neben einem Vortrag über seine Positionen blieb aber noch viel Zeit zur Diskussion – es war ein wirklich interessanter Abend.

Die wichtigsten Aussagen von M.M. (in meiner Wahrnehmung):

  • „Man kann sich nicht aus der Krise heraussparen!“ Unerlässlich sind Maßnahmen zur Entwicklung der Wirtschaft und zur Ausweitung der Beschäftigung, insbes. für Jugendliche (die größte politische Herausforderung der EU als ganzer);
  • Konsolidierung der Staatsbudgets sind wichtig; es muss aber beachtet werden, welche Wirkung Reduktionen auf die Gesamtökonomie und die Beschäftigung haben;
  • Um Entwicklungen wie in der Vergangenheit in Zukunft zu verhindern, sind wesentlich stärkere Maßnahmen zur Regulierung der Finanzmärkte erforderlich – und zwar in möglichst großem Rahmen (obwohl: eine Finanztransaktionssteuer „light“ wäre in Österreich alleine auch möglich, eine Art der Börsenumsatzsteuer, die erst von rd. 10 Jahren abgeschafft wurde). Es muss aber auch Ziel der Politik sein, die Banken zu verkleinern…
  • Zur Finanzierung der für die Beschäftigung notwendigen Investitionen in Bildung, Pflege, Verkehrsinfrastruktur und Klimaschutz – die letzten mit direkter Abhängigkeit – sind die Erträge der Banken und Steuern auf Vermögen heranzuziehen, wozu auch Erbschafts- und Schenkungssteuer gehören;
  • Eine der wichtigsten Ursachen für die Finanzkrise ist die Ungleichheit, gerade der Verteilung von Vermögen: es war – und ist – einfach „zu viel Spielkapital im Kasino“ vorhanden (ein großer Teil davon kommt allerdings auch von den Pensionsfonds!);
  • Vielfach wären aber „nur“ Umschichtungen der Mittel zielführend: zum Beispiel bei der Faminienförderung, die in Österreich überwiegend in Form von Zuwendungen an Personen abgwickelt wird. Im Gegensatz zu Skandinavien, die ihre Familienförderung in die Entwicklung der Infrastruktur stecken (Ausbau der Kinderbetreuung, zB).

M.M. meint aber auch, dass die Staatsverschultung in Relation zum privaten Vermögen nach wie vor nicht beängstigend hoch ist, wenn man das private Vermögen als „Sicherstellung“ der staatlichen Aussenstände sieht (dennoch ist die Staatsverschuldung unbedingt abzubauen).

Die Gefahr der Inflation, die als Argument für restriktive Budgetpoliti herhalten muss, wird seiner Meinung nach bei weitem unterschätzt: die großen Wirtschaftskrisen weltweit waren sämtlich Deflationskrisen.

IMG_6108Grad in Zeiten, in denen wild mit oberflächlichen Meinungen und Vorurteilen operiert wird, war ein Abend mit fundierten Analysen und einer gescheiten Diskussion schon fast mental wohltuend 🙂

Friedl Hans hat den Abend auf Video aufgenommen: die DVD wird in den nächsten Wochen zur Verfügung stehen. Anmeldungen bitte an moedling@gruene.at.

Noch keine Kommentare Kommentieren

Kommentare

Noch keine Kommentare.

Kommentar hinterlassen