Trinkwasser: eine heikle Sache...

12.Dezember 2014 in heikel

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Also, jetzt ist für´s erste einmal Entwarnung gegeben worden: Wasser kann ab sofort in ganz Mödling wieder bedenkenlos getrunken werden.

Dass das keine Selbstverständlichkeit ist, das haben uns die letzten 3 Tage bewiesen.

Offenbar hat ein Gärtner zur Aufzucht seiner Blumen ziemlich intensiv Pestizide – und was wissen wir, was sonst noch – in seinen Glashäusern eingesetzt.

Und aus welchem Grund immer, vorsätzlich oder versehentlich werden die Gerichte zu klären haben, pumpt der Apparat in die andere Richtung: nicht von der Wasserleitung weg und hin zu den Blumen, sondern in die Wasserleitung hinein. Mit den Pestiziden.

Ein Anrainer meldet beim Wasserwerk, dass das Wasser „stinkt“. Und dann geht´s los: die Suche nach der Ursache und nach der Verbreitung. In Wasserleitungssystemen gibt es keine automatischen Detektoren, nicht in Mödling und auch nicht sonstwo. Die Kollegen in Wien haben mir erklärt, dass man da oft tagelang nach dem Verursacher sucht. Aber auch, dass wirkliche Verunreinigungen im Wasser sehr, sehr selten sind.

Aber man sucht nicht nur nach dem Verursacher, sondern man muss gleichzeitig die Substanz analysieren, um das Risiko abzuschätzen; man muss die Verbreitung der Substanz im Leitungsnetz abschätzen; man muss über Absperrungen entscheiden und auch darüber, wer dann aller kein Wasser zur Verfügung hat (auch wenn sein Bereich vielleicht garnicht direkt betroffen wäre).

Im Fall der Wasserverschmutzung in der Südtirolersiedlung in dieser Woche wird jetzt vor allem die Kriminalpolizei zu arbeiten haben. Dann die Staatsanwaltschaft und letztlich ein Gericht. Zurückbleiben wird aber ein Gefühl der Unsicherheit: was ist tatsächlich passiert? Was sind die Auswirkungen auf mich und meine Familie? Was hätte noch passieren können? Was müsste / könnte getan werden, dass dieses Risiko reduziert wird?

Wir werden in den kommenden Wochen über vieles reden und nachdenken müssen.

Auch darüber, welche Substanzen überhaupt zugelassen werden (AGRITOX ist in Österreich im Handel frei erhältlich). Auch darüber, wo und mit welchen Kontrollen solche Substanzen eingesetzt werden dürfen (in unmittelbarer Nähe zu einem Wohngebiet?). Aber schon auch, was wir kaufen, wenn wir besonders schöne Rosen erstehen (OK: sie riechen nicht mehr, wie früher, aber sie halten „ewig“ – warum wohl?). Aber wahrscheinlich auch darüber, wie in noch so unwahrscheinlichen Fällen, die nie in Erwägung gezogen wurden, die richtigen Entscheidungen in kürzester Zeit getroffen werden können.

Die vergangenen Tage haben vielen Menschen einen großen Schrecken eingejagt: den Betroffenen, sowieso. Aber auch den Zuständigen für das Trinkwasser. Und auch den politisch Verantwortlichen.

Neben der kriminaltechnischen und strafrechtlichen Seite sind nun noch einige wichtige technische Untersuchungen durchzuführen. Die Glaubwürdigkeit der Politik wird nicht nur daran gemessen, ob sie im Anlassfall richtig reagiert, sondern auch, ob sie die richtigen Lehren aus den Erfahrungen zieht. Ich gehe davon aus, dass auch in den nächsten Wochen die Untersuchungsergebnisse öffentlich zugänglich gemacht werden und die Frage nach den Schlußfolgerungen ernsthaft und mit Konsequenz gestellt wird. Dann wird sukzessive das Vertrauen auch in das Trinkwasser wieder steigen.

Aber der Schrecken wird noch lange bleiben.

6 Kommentare Kommentieren

Kommentare

  1. Ich erwarte mir eigentlich, dass jetzt unverzügcich die Analyseergebnisse zusammgn mit einer fachlichen Beurteilung (Relation zu den gesetzlichen Grenzwerten, Einschätzung der gesundheitlichen Auswirkugen) veröffentlicht werden. (Auf der Gg

    Alfred Trötzmüller, 16/12/14 07:23

  2. Auf der Gemeindehomepage stehen übrigens „aktuelle“, „jährlich zu veröffentlichende“ Wasseranalysen aus 2011! Das darf doch nicht wahr sein. Und es zeigt, dass das EMAS-Umweltmanagement nicht wirkich praktiziert wird.

    Alfred Trötzmüller, 16/12/14 07:24

  3. Was ich nicht verstehe und gerne wissen würde ist, wie es technisch möglich ist, dass diese Stoffe in eine abgeschlossene Wasserleitung gelangen können?

    Gerhard Forster, 17/12/14 05:00

  4. Es ist ein offenbar grob fahrlässiges Vorgehen eines Gärtners gewesen. Und: es geht…

    Gerhard Wannenmacher, 17/12/14 07:46

  5. By the way…. Was war denn das für eine giftgrüne Brühe, die da in den Mödlingbach geflossen ist? Brücke Frauensteingasse/ Neusiedlerstr.?Und warum war heute die Feuerwehr und die Polizei dort im Grosseinsatz?

    Marina Gschmeidler, 17/12/14 08:58

  6. Das hat sich letztlich – zum Glück – als Lebensmittelfarbe herausgestellt. Es gibt Substanzen, mit denen amn die Dichtheit von Leitungen kontrolliren kann und die aus Gründen theoretisch ess-/trinkbar sein müssen.
    Aber weil es ja ungefährlich ist, darf man diese Mittel ohne Information an die Behörden (Stadt) einsetzen: das ist nicht gut, denn das war eine riesige Aufregung, als man die Farbe im Mödlingbach gefunden hat. Und es hat einige Zeit gedauert, die Substanz zu identifizieren.

    Gerhard, 21/12/14 04:49

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