Wickel, Wickel, Wickel

4.September 2010 in ärgerlich

Es ist ärgerlich! Und zwar sehr…

In Wien passieren im Moment Entwicklungen, die mir – und ich denk´ uns allen – nicht egal sein können.

Natürlich: Probleme („Wickel“) gibt und gab es immer. Was mich aber an den aktuellen so sehr irritiert, ist, dass der innere Zusammenhalt der GRÜNEN offenbar sinkt. Während der Periode, in der der Professor Sprecher der GRÜNEN war, hatte ich das Gefühl, dass alle an einem Strang ziehen und für die Sache arbeiten. Auch da hat´s Meinungsverschiedenheiten gegeben, aber meiner Beobachtung (und Erinnerung) nach, sind die Leute, die sich übergangen gefühlt haben, nicht zu anderen Parteien gegangen oder haben gar eigene Gruppen gegründet.

Liegt das an der Führung? Ich denk schon.

Liegt das daran, dass wir auch inhaltlich im Moment den roten (!) Faden ein bißl verloren haben? Ich denk: auch das stimmt.

Es gibt x Ansichten, was grün ist und nachdem niemand vorgibt / vorlebt, was angesagt ist, sucht sich jedeR seinen oder auch ihren Weg.  Das ist für mich gerade während der Wirtschaftskrise und den sich immer stärker zeigenden Auswirkungen des Klimawandels besonders beängstigend. Wir müssen einen glaubwürdigen Weg für tatsächliche Nachhaltigkeit suchen, finden und politisch dafür werben. Auf allen Ebenen. Die traditionellen Muster – auch der SPÖ – haben ausgedient (das Wachstum als Motor zur Besserstellung der Arbeitsklasse / Motorisierung als Indikator für die Emenzipation) und sind mit ein Grund für die Misere.

So sehr ich mit vielen Aspekten der jetzt vielbesprochenen „Basisdemokratie“ längerfristig so meine Zweifel hab´: aber ich fürchte, *das* ist nicht die entscheidende Frage zur Lösung unserer aktuellen Probleme…

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Kommentare

  1. Das Dilemma ist, dass jenen „Grünen“, die bereit sind, eine Funktion zu übernehmen, manchmal nicht die Sache sondern die Funktion (u. U. mit den damit verbundenen Vorteilen wie Einkommen, Macht etc.) wichtig ist. Und wenn sie dann von der Basis nicht mehr wiedergewählt werden, wollen sie diese Funktion auf einem anderen Weg (Konkurrenzpartei) für sich erhalten.
    Es ist schade, dass dadurch das Image der Grünen beschädigt wird. Es ist aber nicht schade um diese Leute.

    Ähnliches gilt auch für die „Führung“: Das ist mittlerweile ein ziemlich aufgelähter Apparat geworden, viel Geld läuft in die Strukturen, der Output ist mager. Ein Bundeskongress kostet angeblich 70.000,- Euro.
    Auch hier wäre ein „Zurück zu den Wurzeln“ heilsam. Weniger Statusdenken, mehr Engagement, mehr Kreativität, mehr Idealismus könnten nicht schaden!

    Aber natürlich: Alles ist leichter gesagt als umgesetzt.

    Alfred Trötzmüller, 05/09/10 02:44

  2. also der rau hat’s thema „basisdemokratie“ am samstag ganz gut kommentiert im standard, wie ich finde. wenn ich mich als bürgerIn an einer partei orientieren möchte, dann will ich gewissheit bei der wahl haben, dass der/dienjenige aus einer liste auch in der legislaturperiode zur verfügung steht. okay, das gibt’s bei anderen parteien auch, dass mal wer abspringt. aber da tut’s entweder nix, weil die partei zu groß ist, oder es ist eh nur lächerlich (BZÖ/FPÖ). bei den grünen tut es eher weh, finde ich. und zeigt, dass der zusammenhalt nicht immer so ist, wie er sein sollte und wie sich alle geben, dass er sei. verlogen ist das auch. und da kommt das glaubwürdigkeitsproblem daher: die leute spüren, dass diese basisdemokratie eigentlich nix ist. also zumindest nicht heute. vielleicht, wenn die menschen gelernt haben, sich selber weniger wichtig zu nehmen. oder wenn alle so (seelisch und geistig) gebildet sind, dass niemand mehr führung „braucht“.
    die menschen brauchen führung. sie brauchen vorbilder, sie brauchen anlehnung. die menschen sind verunsichert, weil die politikerInnen sie verunsichern (Fekter; Pröll; Faymann – der überhaupt – so ein passepartout!)
    und bei den grünInnen ist das auch so. der vdb war schon eine integrative persönlichkeit.
    und jetzt?
    lochgott hilf!
    ja. warum kostet ein bundeskongress so viel geld?
    lg
    klaus

    Klaus, 05/09/10 05:07

  3. Einer der großen Vorzüge der Grünen war für mich, als einfacher Sympathisant, immer das breite Spektrum sowohl der Mitglieder als auch der Funktionäre. Dass ideologisch weit von einander entfernte Politiker wie zb. Peter Pilz und VdB in ein und der selben Partei federführend tätig sein können, ist in dieser Form wohl nur bei den Grünen möglich.
    Leider resultiert aus dieser Bandbreite quasi systemimmanent ein geringerer innerer Zusammenhalt. Das war eigentlich immer schon ein zentrales Problem der Grünen. Dem „Professor“ gelang es, dieses durch seine Persönlichkeit weitgehend „zuzudecken“, im Gegensatz zur derzeitigen Führungsspitze.
    Ich glaube im übrigen nicht, dass es viele Leute gibt, die zu den Grünen gehen, weil sie sich davon Einkommen, Macht oder andere „Vorteile“ erhoffen. Da gäbe es bei ÖVP, SPO und auch bei der FPÖ mit Sicherheit mehr zu erben. Dass hingegen Funktionäre, die sich innerhalb der Partei eine Position „erarbeitet“ haben, diese ungern aufgeben, ist ein Problem, das sie mit allen anderen Parteien teilen.
    Das zentrale Problem bei den Grünen sehe ich aber darin, dass es offenbar auch mehr als 25 Jahre nach Hainburg noch immer keine Vision gibt, in welche Richtung sich die Partei weiterentwickeln soll. Es wäre ja durchaus ein akzeptabler Ansatz zu sagen, Grün soll auch in Zukunft basisdemokratisch und letztlich nur ein loser Zusammenschluss teilweise extrem unterschiedlicher Grün-Gruppierungen auf Gemeinde- oder Bezirksebene bleiben. Dann muss man aber auch dauerhaft damit zufrieden sein, eine 5-10% Partei zu sein.
    Wenn die Grünen allerdings den Anspruch erheben wollen, auf Bundesebene erfolgreich zu sein, in Regionen jenseits der 15% vorzustossen und politische Verantwortung zu übernehmen, dann müssen wohl sie nicht nur ihre Struktur ändern, sondern vor allem auch ihre Öffentlichkeitsarbeit. Im Moment gewinnt man ja fast den Eindruck, dass die Grünen sehr offensiv nach den unfähigsten „Spin-Doctors“ suchen, die man auftreiben kann. Es reicht eben nicht aus, das „richtige“ Parteiprogramm zu haben, die „richtige“ Position einzunehmen – man muss seine Botschaft auch verkaufen können. Und daran scheitern die Grünen nach dem Abgang von VdB kläglich.

    Christian Hrdlicka, 08/09/10 11:14

  4. Na ja, „kläglich“ würde ich nicht sagen. Aber es stimmt schon: in der Kommunikation haben wir unbestreitbar Mängel.
    Ich bin lieber in einer Partei, die die richtigen Inhalte hat und schlechte Vermarktung, als umgekehrt. Aber ich weiß schon: da ist nicht sehr zielführend…
    Also werden wir daran arbeiten, nicht nur die richtigen Themen anzusprechen, sondern unseren Standpunkt auch verständlich und nachvollziehbar zu vermitteln.
    (Danke für das statement!).

    Gerhard, 12/09/10 01:33

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