Die Fuzo voller Autos: Verkehrspolitik aus der Steinzeit
Weil mich während der vergangenen zwei Tage sehr, sehr viele Leute gefragt haben, was das soll, hier ein paar Positionen von mir:
- Die Veranstaltung ist nicht im eigentlichen Sinn eine Veranstaltung der Stadt und somit auch nicht in irgendwelchen Gremien – auch nicht in der Koalition – entschieden, sondern auf Antrag eines privaten Veranstalters genehmigt, allerdings mit Unterstützung des Citymanagements organisiert worden. Es sind (hoffentlich) auch keine Kosten seitens der Stadt angefallen – jedenfalls wurden keine beschlossen.
Die Genehmigung zur Benutzung der öffentlichen Flächen – fast die ganze FuZo – hat der Bürgermeister im Rahmen seiner Kompetenzen erteilt. Er wird – denk ich – wissen, warum er das getan hat. Ich weiß es nicht (muss es aus formaler Sicht auch nicht). - Die – eh schon kleine – Mödlinger FuZo mit Autos voll zu stellen, ist schon eine sehr seltsame Idee. Am wahrscheinlich letzten lauen Spätsommertag statt der Schanigärten flächendeckend Blech vorzufinden und den Geschäftsleuten ihre Auslagen zu verstellen, folgt einer Logik, die sich mir verschließt.
- Eine Verkaufsausstellung für Luxus-Karossen in einer europäischen Stadt im 21. Jahrhundert als Attraktion zu sehen, verwundert mich sehr: ich denk mir, das Röhren eines Ferrarimotors öffentlich herzuzeigen und als „Event“ aufzuziehen, passiert heutzutage wahrscheinlich nur noch in Ländern der ehemaligen Sowjetunion.
Wer mittlerweile schon davon gehört hat, dass Autos nicht ersetzbare Rohstoffe verbrauchen / die Umwelt mit Abgasen und Lärm „versorgen“ / unsere CO2-Produktion zu 30% vom Autoverkehr erzeugt wird / Autos ohnehin keinen Platz mehr finden in unseren Städten – für den ist das Auto zunehmend ein – vielleicht noch mehr oder weniger nötiges – Problem, aber schon längst kein Fetisch mehr.
Zumindest in Sonntagsreden ist heute breiter verkehrspolitischer Konsens, dass wir Alternativen zum Autoverkehr suchen müssen. Da gibts ein sehr breites Spektrum an Ernsthaftigkeit in der Umsetzung – aber für den PKW-Verkehr als etwas Positives und Erstrebenswertes redet heute niemand mehr, der ernst genommen werden will. - Eine Verkaufsausstellung für Luxus-Karossen räumt Mödling konkurrenzlos den Platz in einer Liga mit Sex-Messen und ähnlich zutiefst Provinziellem ein.
- Ich fürchte mich jetzt schon vor einer Autoweihe am Schrannenplatz – wie es sie in den glücklichen 50er-Jahren gab, als ein Goggomobil Sinn des Lebens gewesen sein muss.
- Der Bürgermeister hat bei der Eröffnung des Autofreien Tags vor zwei Wochen von einem Tag der „intelligenten Mobilität“ gesprochen. Was war dann die Automeile am vergangenen Wochenende?
Manche scheinen einfach nicht zu merken, wie sie mir ihrem Verhalten und den Umgang der Ressourcen unseren Planeten so langsam aber sicher unbwohnbar machen – von dem täglichen Leid im öffentlichen Raum ganz abgesehen (Kinder können nicht hinaus, Lärm, Schmutz,…). Aber schön wars am Anninger: Hunderte Leute und alle zu Fuß oder per Rad genossen dort den schönen Tag, ganz ohne Auto und verbundener Gefahren..
Roman, 07/10/12 01:56
gut gebruellt, loewe!
DDI G A Gamauf, 07/10/12 03:04
Normalerweise sind Autos in einer Fußgängerzone verpönt und das zu recht, ist doch dieser kleine Teil der Stadt lediglich für Menschen, die einander zu Fuß gehend oder das Fahrrad schiebend begegnen, gedacht.
Die Fußgängerzone ist das Herz unserer schönen Stadt Mödling. Hier pulsiert das Leben und wir sollten mit diesem Herzen daher auch sorgsam umgehen. Hier ist der Platz für Menschen und im Besonderen für Kinder, Kunst, Kultur, SeniorInnen, für Gastfreundlichkeit, für fairen Wettbewerb und für ein gesundes Miteinander, denn es geht um Lebensqualität. So stimmig Handwerks-, Floh- und Kunstmärkte im Zentrum unserer Stadt sind und so sinnvoll das Engagement aller Beteiligten rund um die vergangene Einkaufsnacht war, so unpassend ist die Wahl dieses Ortes für eine Autoschau.
Völlig skurril mutete es nicht nur für mich sondern für viele Menschen am 5. und 6. 10. an (…und ich habe mit vielen gesprochen) als die schönen mittelalterlichen Häuser, die Geschäftsauslagen und viele der Gastgärten von 80 Autos verparkt wurden. Abgesehen davon, dass Gastwirte und Kaffeehäuser Umsatzeinbußen hinnehmen mussten, waren Geschäftsleute davon betroffen, dass der Blick in ihre Auslagen nicht mehr möglich war und beklagten sich vielfach über mangelnde Kommunikation seitens der OrganisatorInnen. Ob das veranstaltete Remmidemmi den Umsätzen der leidgeprüften Geschäftsleute dienlich war, wage ich zu bezweifeln.
Bei aller Toleranz , die ich als Grüne für Autobegeisterung aufzubringen vermag, sehe ich nicht ein, dass ein derartiges Event ausgerechnet im Herzen unserer Stadt abgehalten werden muss. Mödling besteht nicht nur aus Fußgängerzone und Schrannenplatz! Es gibt andere kommunale Flächen, die sich wesentlich besser eignen eine derartige Schau zu veranstalten um Geld für die Stadt einzunehmen, zum Beispiel das Auto in seiner „natür-lichen“ Umgebung, also auf der Hauptstraße oder auf einem der zahlreichen Parkplätze zu zeigen .
Häufig ist es schon vorgekommen, dass LieferantInnen, die dem Überleben der Geschäfts-leute im Zentrum dienlich sind, bestraft wurden, weil sie zu lange Aufenthaltszeiten in der Fußgängerzone hatten. Als Anrainerin könnte ich hier von weiteren Wahrnehmungen be-richten, die belegen wie unerwünscht Autos generell in die Fußgängerzone von den Menschen erlebt werden, dies würde allerdings den Rahmen dieses Artikels sprengen.
Was mich besonders ärgert ist die glorreiche Idee den Werbeplakaten und Flyern die Farbe „grün“ zu verleihen, um unterschwellig dem Event eine Beteiligung der Grünen zu sugge-rieren, von der ich mich hier eindeutig distanziere. Von den 80 hingestellten Vehikeln waren lediglich vier Hybridautos (plus ein privater Hybrid) und drei Elektroautos zu bestaunen, also der Anspruch an Umweltfreundlichkeit war für mich nicht zu erkennen. Die hervorragende Darstellung eines Hybridflitzers um etwa 120 000 Euro in der Mitte der Fußgängerzone und das abseits ohne viel Werbung hingestellte Mittelklasse E-Mobil dient wohl nicht dazu die E-Mobilität in dieser Stadt ernsthaft voranzutreiben.
Es wurde argumentiert, dass dieser Tag als Gegengewicht zum europaweiten autofreien Tag stattfindet. Ich kann dieser Argumentation leider nicht folgen. – Muss ich, wenn ich eine Veranstaltung gegen das Rauchen initiiere, dann als logische Konsequenz auch eine, die das Rauchen befürwortet, ermöglichen? Ich denke was die parteipolitischen Interessen betrifft haben alle Parteien die Möglichkeit, am autofreien Tag ihre Position dazu offen darzulegen und ich wehre mich gegen die Anschuldigung, dass wir Grünen diesen Tag für unsere Interessen „missbrauchen“. Es geht um die Sache – vor allem in Hinblick darauf, dass in den Großstädten dieser Welt in den nächsten 50 Jahren Millionen Tote aufgrund der schlechter Luftqualität prognostiziert sind – und nicht um parteipolitisches Hickhack. Egal ob und welcher Fraktion wir angehören, wir atmen alle die gleiche Luft…
Für mich geht es in der Causa „autofreier Tag“ gegen „Automeile“ um mehr. Wir befinden uns in Mödling in einer schwarz-grünen Koalition und ich wünsche mir als Neo-Gemeinde-rätin Kooperation und intensive Kommunikation und keine Notwendigkeit zur Ausrichtung von Gegenveranstaltungen. In einer guten Partnerschaft, die auch langfristig erwünscht ist, geht es für mich um ein ehrliches, respektvolles und wertschätzendes Miteinander, auch wenn die Zugänge unterschiedlich sind. Vielleicht gelingt es uns einmal gemeinsam nachzudenken, welchen Status und welches Image wir unserer Fußgängerzone und den anderen Stadtteilen geben wollen…Das würde mich freuen 🙂
Susanne Bauer-Rupprecht, 07/10/12 06:02
Diese Automeile war wirklich interessant. Wo die Sexsymbole waren …..? Außerdem lieber Herr Wannenmacher, warum fahren Sie eigentlich mit dem Auto auf den Bahnhof? Ich habe Sie persönlich gesehen. Warum hat ein Grüner überhaupt ein Auto? Und meine liebe Dame, was das Rauchen betrifft, unter dem grünen Schirm rauchen die meisten! Ich bin übrigens Nichtraucher. Bin schon gespannt ob mein Kommentar stehen bleibt!
Rosi, 11/10/12 08:39
Autos in der Fußgängerzone nicht in Ordnung? Ich halte auch die Blockade der Hauptstraße am Autofreien Tag für NICHT in Ordnung!
Anonymous, 24/10/12 09:39