Unverständlich? Wirklich?

27.November 2012 in wichtig !!!

Für Unvorbereitete völlig unverständlich ...

Für Unvorbereitete völlig unverständlich ...

Am vergangenen Sonntag war Gemeinderatswahl in der zweitgrößten Stadt Österreichs, Graz.

Die ÖVP hat – entgegen ihren Prognosen und Ansagen – massiv verloren. Mich freut das, denn Bürgermeister Nagl hat seinem GRÜNEN Koalitionspartner wenige Monate vor der Wahl sehr unschön die Zusammenarbeit aufgekündigt. Er hat wohl gehofft, damit politisches Kleingeld gewinnen zu können…

Die GRÜNEN haben auch verloren. Schlecht. Gründe dafür gibts jetzt mehr als man brauchen kann. Aber es ist eine Niederlage. Obwohl die Grazer GRÜNEN – aus der Entfernung betrachtet – sehr gute Politik gemacht haben.

Viele Stimmen haben grade die GRÜNEN an die KPÖ verloren, die große Gewinnerin der Wahl. Die KPÖ, die in Österreich seit gut 60 Jahren der Paria der Parteienlandschaft ist und seit Ewigkeiten haarscharf an der Wahrnehmungsgrenze liegt. Wie gibt es das? Wo wir GRÜNE gerade glauben, mit der Aufdeckung der Korruptionsskandale Erfolge fix gebucht zu haben. Aber das Gegenteil passiert: wir verlieren. Und ich fürchte: wir erreichen die Leute nicht.

Ich denk, es ist ein Problem, das uns seit längerem begleitet. Ich glaub, da geht es um „Glaubwürdigkeit“ und auch um „Gelassenheit“. Elke Kahr, die Spitzenkandidatin der KPÖ wird für einen nicht-aggressiven, unpolemischen Wahlkampf bestaunt. Und in ihrem Wohnbau-Ressort hat sie offenbar unspektakulär aber konsequent und mit viel persönlichem Einsatz gearbeitet. Ich bin fest davon überzeugt: das mögen die Menschen. Politische Taktik, die hinter jeder Wortmeldung hervorlugt, oberflächliche Polemik, das ständige Anpatzen (und eine Inflation an Rücktrittsaufforderungen) ist ganz einfach nicht sympatisch (das gilt jetzt nicht speziell für die Grazer FreundInnen). Und eine ganze Menge an Leuten wählt aus dem Bauch – und nicht nach einem Ranking der Argumente. Wahrscheinlich sehnen sich viele Menschen auf der Bühne der Politik nach neuen Formen und nach anderem Zugang.

Ich finde, das Ergebnis in Graz sollte uns – wieder einmal – zu denken geben. Obwohl: 12% für GRÜNE Politik ist auch nicht nichts…

2 Kommentare Kommentieren

Kommentare

  1. Hallo Gerhard,

    Netter Kommentar, aber die Schlussfolgerungen sind nicht korrekt.
    „Glaubwürdigkeit“ ist sicher kein Problem der Grünen. Im Gegenteil. Die Grünen machen (meist) gute Regionalpolitik, sind nicht in Skandale verwickelt, und alles in allem wird Ihnen wohl sogar der politische Gegner bescheinigen, dass sie Politik ernst nehmen. Warum werden sie also nicht gewählt?

    Ganz salopp gesagt: Sie sind zu arrogant, und sie verkaufen sich furchtbar.

    Das erste große Dilemma der Grünen ist, dass sie tatsächlich ein politisches Programm haben. Von dem sie überzeugt sind, dass es funktioniert (wenn man sie nur lassen würde). Und das wahrscheinlich auch funktionieren würde.
    Aber es ist recht ungeschickt, sich vor den Wähler zu stellen und zu sagen: Sehet her und kniet nieder, denn wir bringen Euch die Lösung. Also gebt uns Eure Stimme und wenn Ihr es nicht tut, dann seid Ihr einfach zu dumm, unsere Worte zu verstehen.“ Auch dann, wenn man recht hat. Leider ist es aber genau das, was die Grünen gerne machen. Tatsächlich müsste man Politik, und speziell auch heikle Sachthemen, so aufbereiten und erklären, dass sie nicht nur von der intellektuellen Elite des Landes verstanden werden können (und ja, ich glaube, dass das sehr wohl möglich wäre, auch ohne in oberflächlichen Populismus abzugleiten).

    Das zweite große Dilemma ist – nach VDBs Abgang – die übertriebene Ernsthaftigkeit, ja Verbissenheit und die Humorlosigkeit, mit der sich die Grünen in der Öffentlichkeit präsentieren. Politik ist eine ernste Sache, aber, und auch davon bin ich überzeugt, man kann politische Inhalte auch spannend und unterhaltend gestalten. (Ich versuche jedes Mal ernsthaft, das grüne Nachrichtenblatt zu lesen, aber scheitere zwangsläufig recht bald wegen Leseunlust). Das soll jetzt bei Gott nicht heissen, dass zb. die FPÖ Flugblätter irgendwie spannender wären, aber zwischen einer abgespeckten Version der Prawda und einem Stürmer Plakat ist ja noch relativ viel Platz.
    Zudem haben die Grünen auch noch ein besonderes Talent, sich bei der großen Vielfalt der politischen Themen immer genau jene für öffentlichkeitswirksame Scharmützel mit den politischen Gegnern auszusuchen, wo sie ganz sicher sein können, dass sie in der Bevölkerung nicht nur keine Mehrheit finden, sondern sogar offenen Widerspruch finden. Soviel Zielsicherheit ist eigentlich bewunderungswürdig.

    http://www.google.com/search?client=safari&rls=en&q=youtube+dörfler+strache&ie=UTF-8&oe=UTF-8

    http://www.youtube.com/watch?v=mQHpkwuwZ3E

    http://www.youtube.com/watch?v=11xK-GK3VBI

    Und dann fragen Sie sich nochmal: Wieso wählen die Leute nicht grün?

    Mfg

    Christian Hrdlicka, 06/12/12 05:14

  2. Also *ganz* daneben ist Deine Einschätzung leider nicht. Vielleicht sind wir wirklich ein bißl zu „anspruchsvoll“. Vielleicht kommt das auch von der oft körperlich kaum erträglichen provinziellen Dummheit der Politik in unserem Land.

    Aber es stimmt schon: wir sollten eine verständlichere Form finden. Und sicher auch Antworten, die nicht nur verantwortungsvoll für die Zukunft sind, sondern den Menschen auch kurzfristige Perspektiven geben.

    Gerhard, 12/12/12 09:46

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