Bundesheer?

11.Januar 2013 in ärgerlich

ja eh - aber ...

ja eh - aber ...

Bei der aktuellen Diskussion über das Bundesheer fällt mir wieder ein, dass 1970 – gleich nach meiner Matura – ein „Volksbegehren zur Abschaffung des Bundesheeres“ mich und viele meiner Freunde begeistert hat. Es war eine  grundsätzlich antimilitaristische Geschichte – und wahrscheinlich ein bißl ziemlich blauäugig.

Die Forderungen damals waren (für die HistorikerInnen):

1. Auflösung des Bundesheeres, bei gleichzeitiger Erklärung, daß Österreich nicht bereit ist, in einem möglichen Krieg militärisch zu kämpfen.
2. Schaffung einer Organisation von Freiwilligen, die bereit sind, im Falle einer Besetzung Österreichs durch ausländische Verbände gewaltlosen Widerstand zu leisten.
3. Überführung des Stammpersonals des österreichischen Bundesheeres zur Gendarmerie, Bildung einer speziellen Einheit mit spezieller Ausrüstung, die die sekundären Zwecke des Bundesheeres (verstärkter Grenzschutz bei politischen Krisen in Nachbarländern, Katastrophenhilfe} zu erfüllen imstande ist.
4. Vor Durchführung der Punkte 1 bis 3 ist bei den Signatarmächten des österreichischen Staatsvertrages auf diplomatischen Wege anzufragen, ob sie in der Abschaffung des österreichischen Bundesheeres einen Bruch des Staatsvertrages oder der österreichischen Neutralitätsverpflichtung sehen würden.“

Günther Nenning / Gerhard Oberschlick und Wilfried Daim waren damals federführend. Organisatorisch standen einige links-christliche Gruppen, sowie der VSStÖ und der VSM dahinter, einziges mediales Sprachrohr war das „Neue Forum“. Die Stimmung war in diesen Tagen in vielen Bereichen für einen – zumindest geistigen – Aufbruch. Und es wurden erstmals – seit wann eigentlich, seit 1848 ?  – staatliche Institutionen grundsätzlich in Frage gestellt; so natürlich auch das Bundesheer, das außerdem als Hort von Militaristen mit Nazi-Hintergrund sehr kritisch gesehen wurde. Viele haben selbst erlebt, dass dort Wehrmachtslieder gegröhlt und der Kampf „gegen die Russen“ hoch gehalten wurde.

(Ich hab das Plakat für das Volksbegehren damals in meinem Klassenzimmer aufgehängt und der – schwer katholische – Mathe-Prof hat anerkennend gemeint, dass das sicher von einer Mehrheit unterschrieben werden wird).

Was letztlich aus dem Volksbegehren geworden ist, weiß ich nicht. Irgendwie und irgendwo ist es entschlafen. Vielleicht ist es auch im Chaos des „Neuen Forums“.

Also eigentlich gäbe es auch heute eine 3. Möglichkeit (neben Wehrpflicht und Berufsheer): gar kein Bundesheer.

Aber auch bin bin heute schon pragmatischer als 1970 und denk in den realistischeren Alternativen. Aber vielleicht ist das auch ein Rückschritt…?

Die Volksbefragung am 20. Jänner nervt mich ziemlich (unabhängig von meiner Meinung im Jahr der Matura). Die Bevölkerung zu einer Sache zu fragen, die dermaßen unklar ist und bei der die wesentlichsten Parameter ungeklärt sind, ist eigentlich eine Frechhet und eine Verhöhnung der direkten Demokratie. Die Gründe für die Durchführung der Befragung werden ja hinreichend erörtert – und jeder einzelne Aspekt reicht zum Kopfschütteln: der taktische Gleichschritt von einzelnen SPlern mit dem Boulevard, das Aufwecken der Partei vor den Wahlen 2013, möglicherweise ein Schachzug, den ungeliebten Minister aus dem Sessel zu entfernen…

Ein polit-taktisches Spiel der SPÖ, für die in Erinnerung an den Feber ´34 die Allgemeine Wehrpflicht bis noch vor kurzem ein Heiligtum war !? Und für die ÖVP, für die der Zivildienst bis vor kurzem noch ein Hort der Drückeberger war?

Ich halte die Befragung für eine Zumutung.

Aber sie liegt nun einmal auf dem Tisch. Und wenn die Frage schon so gestellt ist, dann überwiegt für mich jedenfalls der Ärger darüber, dass eine große Menge junger Burschen monatelang zum blinden Gehorsam, zum Saufen, zum Kloputzen und zum Nichtstun angehalten wird. Während die Zivis zwar hoffentlich zu einem großen Teil sinnvolle Aufgaben erledigen – allerdings um ein Spottgeld.

Wenn diese Befragung eine Möglichkeit ist, daran etwas zu ändern, dann bin ich dafür, dass die persönliche Entscheidung für das Bundesheer die Ausnahme (d.h. „freiwillig“) ist – und nicht der Zivildienst. Und wenn der zukünftige Zivildienst besser dotiert werden würde, wär´ das natürlich auch eine gute Sache. (Allein, mir fehlt der Glaube, dass das wirklich gescheit geplant ist).

Ich werd´ hingehen. Und ich werd´ mein Kreuzerl´ machen. Gegen die allgemeine Wehrpflicht. Aber wirklich meine Sache ist diese Idiotie nicht.

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Kommentare

  1. dem kann ich nur zustimmen!

    beate, 12/01/13 07:02

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