"Zuhause ist überall"

24.März 2013 in interessant, persönlich

coudenhove-kalergi-zuhause-ist-ueberall-653x1024Vorweg: Ich schreib im Blog nicht über jedes Buch, das ich les´…

Über dieses aber schon.

Barbara Coudenhove-Kalergi hab´ ich eigentlich regelmäßig seit ich halbwegs erwachsen bin wahrgenommen – sie war und ist ja mein ganzes politisch-interessiertes Leben hindurch in den Medien präsent. Und ich hab ihre Analysen und Kommentare immer als beeindruckend wahrgenommen. Wohl zum Teil auch wegen ihrer teilnehmenden, aber nicht aufregenden Art. Und natürlich, weil ich glaubte zu wissen, dass sie auf der richtigen Seite steht (bitte mir diesen Ausrutscher zu verzeihen: ich möchte den Satz nicht erklären müssen).

Auf ihr autobiographisches Buch war ich sehr gespannt – und das zu Recht. Sie schreibt über ihr bisheriges Leben als Teil der Geschichte und der Geschicke (Mittel-)Europas in einer Art und Weise, dass ich das Buch immer nur kurz weglegen konnte. Sie hat Entwicklungen erlebt, die wir alle von den Fakten her kennen. Naziherrschaft. Vertreibung aus der Tschechoslowakei. Besatzung und Wiederbeginn Österreichs. Aber wir wissen auch: die Wirklichkeit ist mehr als die Fakten. In dem von ihr beschriebenen Erlebten gewinnt das nüchterne Wissen Leben. Vielleicht (wahrscheinlich) hatte sie auch viel Glück – und natürlich auf Grund ihrer Familie auch gute Voraussetzungen, nicht nur zu überleben: aber über die Vertreibung aus ihrer Heimat Prag schreibt sie beeindruckend und ohne jenen Chauvinismus, der in dieser Situation wohl verständlich wäre.

Als Teil ihres Berufs war sie dann bei so ziemlich allen Ereignissen dabei, die jemanden wie mich als gleich nach dem Krieg Geborenem in den letzten Jahrzehnten bewegten, ein bißl´ ein als Privileg der Geschichte. Aber ich kann mich in so ziemlich jeder Sequenz in ihrem Blickwinkel bei ihren Interpretationen wiederfinden. Für meine subjektive Sicht der Welt ist ihr Buch die Bestätigung: ja, so war´s wirklich.

Barbara Coudenhove-Kalergi ist nicht zuletzt ein Beispiel für ein Leben, das nicht in Schemata passt (jedenfalls was das von ihr Preis gegebene betrifft). Auch das fasziniert und ist ein Beleg, dass die (Lebens-)Wirklichkeit ganz einfach und natürlich widersprüchlich ist.

Wir hatten Barbara Coudenhove-Kalergi 2004 anlässlich der Europa-Wahl zu einer Podiumsdiskussion mit Johannes Voggenhuber eingeladen, die ich moderieren durfte. Banausenhaft hab´ ich nicht gewusst, dass ihre Großmutter, Mitsuko Aoyama, lange Jahre in Mödling gelebt hat und sie folglich nicht auf ihre Großmutter angesprochen. Das ist mir nachträglich ziemlich peinlich geworden, als wir vor ein paar Jahren den kleinen japanischen Garten hinter dem Museum eröffnet haben und mir der Zusammenhang deutlich wurde.

Ihr damals live zuzuhören, war aber ein wirkliches Erlebnis.

Und für mich war auch das Buch ein Erlebnis.

P.S.: das Buch hab ich bei der mobilen buchhandlung erstanden. Es gibt´s aber natürlich überall zu kaufen 🙂

P.P.S.: am 21. September liest Barbara Coudenhove-Kalergi bei der Literarischen Gesellschaft im Museum.

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