B17 autofrei: sehr schön!

31.August 2014 in heikel

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Ein seltenes Bild: Sonntag, 31. August 2014, 11:45h

Am heutigen Sonntag hat die ÖVP Wr. Neudorf die B17 um die Mittagszeit sperren lassen. Eine Demo war angemeldet und es ging – wie seit x Jahren – um die Trasse der Triesterstraße in Wr. Neudorf.

Während Bürgermeister und SPÖ eine Verkehrsberuhigung und Ablenkung des Verkehrs („zur A2“) vorschlagen, verfolgt Herbert Janschka mit der lokalen ÖVP die alte Idee, die er noch im Umweltforum entwickelt hatte, die B17 im Ortsbereich zu untertunneln. Der Tunnel sollte ungefähr von der Kreuzung bei der Badner-Bahn-Station bis zur Kreuzung mit der Schillerstraße reichen. Und dadurch könnte Platz gewonnen werden, ein Ortszentrum zu gestalten.

Vorweg: Autoverkehr vom Zentrum weg zu bekommen ist gut. Das gilt natürlich auch für Wr. Neudorf.

Die Frage ist das WIE. Und für die Nachbargemeinden (das ist v.a. Mödling) stellt sich die Frage nach den Auswirkungen von geplanten Maßnahmen.

Bei der Idee des Bürgermeisters habe ich die Angst, dass Verkehr nicht nur zur A2, sondern auch nach Mödling abgeleitet wird. Das ist bei einem Tunnel nicht in dem Ausmaß zu befürchten. Insofern schreckt mich die Idee mit einem Tunnel nicht. (Die Möglichkeit der Realisierung bei Kosten von zig Millionen ist eine andere Frage: das würde Wr. Neudorf nicht schaffen, auch wenn Janschka die Absolute bekommen würde).

Für mich stellen sich aber ein paar grundsätzlichere Themen:

Zum einen ist eine Planung für eine Führung der B17 eine Angelegenheit nicht nur eines Ortes, sondern der ganzen Region. Was wir heute sehen können, ist der Beginn des Gemeinderatswahlkampfes in Wr. Neudorf. Ich finde, das ist die falsche Ebene, solche Probleme zu besprechen. Das gehört auf die Agenda des Stadt-Umland-Managements oder der BürgermeisterInnen-Konferenz.

Zum anderen hab ich die Befürchtung, dass ein Tunnel für einige Jahre den (Auto-)Verkehr wieder flüssiger – und damit attraktiver – macht. Die Staus werden dann weiter nördlich oder südlich kommen, weil´s dann dort zu eng ist.

Ich finde, dass die Frage der Dichte des Autoverkehrs in unserer Region ins Zentrum der Überlegungen rücken muss: wie kann das Verkehrsaufkommen auf den Nord-Süd-Achsen im Bezirk reduziert werden? Auch die A2 ist ja für die Menschen, die entlang der Autobahn wohnen, eine Qual: Tempo 80 bis zum Knoten Guntramsdorf wird ja mittlerweile nicht nur von den GRÜNEN gefordert.

So scheint mir z.B. die Taktverdichtung der Badner Bahn eine vorrangige Aufgabe und eine Chance, das PKW-Aufkommen zwischen dem Süden von Wien und Baden zu reduzieren. (Aber auch die Trassenführung der Badner Bahn macht im Zentrum von Wr. Neudorf Probleme).

Insgesamt sind alle diese offenen Themen Folge einer nicht vorhandenen Planung des Siedlungsgebiets. Viele PolitikerInnen führen an Sonntagen zwar das große Wort in Richtung auf eine vorausschauende Planung, aber wenn sich auch nur eine kleine Chance für einen Vorteil für die eigene Gemeinde bietet, wird ohne lang nachzudenken, zugeschlagen. Siehe die neue Siedlung „Anningerpark“ in Wr. Neudorf: verkehrstechnisch ein ziemlicher Wahnsinn. Und an dem Deadlock bei der Kreuzung der B11 mit der B17 wird leider auch ein Tunnel im Ortszentrum Wr. Neudorf nichts ändern.

Es ist eine sehr komplexe Situation im Südraum von Wien, der man – so fürchte ich – nicht mit kosmetischen Maßnahmen an einzelnen Ecken gerecht wird.

Obwohl: nett ist es schon gewesen, die B17 betreten zu können, ohne getötet zu werden…

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3 Kommentare Kommentieren

Kommentare

  1. Wenn alles, was auch nur im Enferntesten mit dem Auto zu tun hat, soooo schlecht ist, dann muss man sich schon – und das zum wiederholten male – die Frage stellen, warum Grüne sich überhaupt noch ein Auto besitzen. Das ist doch gar nicht notwendig und vor allem absolut unehrlich. Anderen etwas vorzuschreiben, was man selbst nicht zu beherzigen bereit ist, nämlich auf das Auto zu verzichten, das erinnert mich verdammt an „Wasser predigen und Wein trinken“….
    Dieser „Autohass“ der Grünen, wie es der Schriftsteller „Franzobel“ kürzlich in einem Interview auf den Punkt gebracht hat, hat schön langsam etwas Pathologisches an sich……

    thommy, 01/09/14 10:08

  2. Umfassende Raumplanung würde politischen Willen für langfristige Planung benötigen – aber insbesondere in Österreich wird nur bis zur nächsten Wahl (wenn überhaupt) gedacht und geplant. Eine Infrastruktur-Säule wie die ÖBB ist politischer Spielball anstatt entpolitisierter Dienstleister zum Wohle ALLER zu sein. In diesem Zusammenhang wäre auf das Schweizer Modell zu verweisen … und wie es sich bei ÖBB zuträgt, so auch sonst wo im Bund/Land/Bezirk/Gemeinde. Kurz – die umfassende Bereitschaft zu vernetzten Lösungen mit Hirn ist leider immer noch nicht erreicht, bis dahin werden noch viele Flächen zubetoniert, Milliarden versenkt werden – so es jemals dazu kommt.
    @Tommy: Ich kann keinen Hass und keinen Wunsch nach Verbot erkennen, lediglich den Wunsch nach ganzheitlichen Konzepten und der Verbesserung von Alternativen zum (mit Diesel/Benzin) motorisierten Individualverkehr. Politik via Straßeneröffnungen zu betreiben ist heute keine Lösung mehr (auch wenn manch Onkel in dieser Zeit groß geworden ist …).

    Peter, 01/09/14 03:29

  3. Keine Angst, lieber Gerhard, das ist kein Thema, das nur in den Wahlkampf hineingehört. Ich war derjenige, der in meiner Bürgermeisterzeit das sogenannte Masterplanverfahren ins Leben gerufen hat und habe die Verkehrsproblematik mit allen anrainenden Gemeinden, mit dem Land, mit Fachleuten u.s.w. 2 Jahre lang diskutiert. Am Ende stand neben vielen Maßnahmen eines fest: Die Untertunnelung der B17 ist nicht nur für Wiener Neudorf die einzige Möglichkeit, den Durchzugsverkehr „offensichtlich“ weg zu bekommen, nämlich „unter die Erd“, sondern der Tunnel ist für die Region eine sehr wichtige Maßnahme.
    Leider ist dieses wichtige Regionenprojekt von meinem Nachfolger schubladisiert worden. Jetzt habe ich mit meinem Team dieses Projekt wieder auf die Tagesordnung gesetzt. Aber es hat nur eine Chance auf Realisierung, wenn Wiener Neudorf einen anderen Bürgermeister als Christian Wöhrleitner bekommt. In diesem Sinne hat natürlich das Projekt auch etwas mit der kommenden Gemeinderatswahl im März 2015 zu tun.

    Herbert Janschka, 03/09/14 04:18

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