Van der Bellen: heute wichtiger, denn je!

23.April 2016 in vermischt

Niemand wird sich wundern, dass ich für Alexander Van der Bellen werbe.
Aber ich möchte doch gern ein bißchen genauer ausdrücken, dass für mich nicht die Parteidisziplin ausschlaggebend ist.
Ich bin nun auch schon ein paar Jahre politisch aktiv und habe VdB als Sprecher der GRÜNEN kennen gelernt. Tatsächlich hatte ich auch die Gelegenheit, ihn zu der einen oder anderen Veranstaltung in Mödling begrüßen und sogar ein paar Diskussionen mit ihm moderieren zu dürfen.
Er ist für mich die Verkörperung eines Politikers, wie ich ihn mir wünsche. Ich meine damit nicht, dass er gescheit ist und eloquent. Er hat sich – so weit ich das beurteilen kann – nie in Schemata pressen lassen. (Das war auch für die Partei manchmal nicht einfach, zu akzeptieren). Er hat sich auch nie die 08/15-Verhaltensweisen einreden lassen, die für PolitikerInnen heutzutage angeblich unerlässlich sind. Er spricht oft und oft gegen den Mainstream – und meist aus gutem Grund. Er vermittelt den Eindruck, dass er überlegt, bevor er eine Frage beantwortet. Er ist kein „Blender“, der den billigen Erfolg sucht. Dem Volk „auf´s Maul schauen“ (das heisst meist, sich hinter den Stammtischen verstecken) ist nicht seines.
Ich halte alle diese Eigenschaften für sehr erfrischend in einer Welt der gestylten Phasendrescher.
Gerade heute, wo der Eindruck von Tag zu Tag stärker wird, dass nur noch Polemik und Emotionen in der Politik zählen, wo der Effekt im Mittelpunkt steht, egal, was damit angerichtet wird, ist es ganz, ganz wichtig, jemanden in einer wichtigen Position des Staates zu wissen, der sich diesen Tendenzen entgegen zu stellen bereit und fähig ist.
Nationalismus ist nicht, war und wird nie eine Lösung, nicht einmal eine politische Perspektive sein. Gerade in Europa hat die Polemik der Herrscher und der Staaten untereinander in den vergangenen Jahrhunderten unendliches Leid über die Menschen gebracht und in Wirklichkeit gesellschaftlichen Fortschritt ver- oder zumindest behindert. Es kann nur das Europa der Zusammenarbeit als sinnvolle Perspektive geben. Wenn heute Repräsentanten auch von Parteien, die sich „europafreundlich“ nennen, die Karte der gegenseitigen Beschuldigungen ziehen, dann ist ein konsequentes Eintreten für das einheitliche Europa wichtiger als wahrscheinlich jemals zuvor.
Wenn heute im Verdrängen der österreichischen Geschichte mit Notstandsverordnungen spekuliert wird, ist das für mich eine unerträgliche, gefährliche, aber bewußte Ignoranz – mehr noch: ein selbstgefälliges Spiel mit dem Feuer.
Wenn zum Leid und Elend von Millionen in einer Entfernung von wenigen Flugstunden von Wien nur Strategien einfallen, uns mit „unserem“ Wohlstand mit allen Mitteln einzubunkern, statt wirkliche Lösungen für die brennenden Probleme und deren Ursachen zu suchen und das Schicksal der Menschen im Auge zu behalten; wenn nicht ansatzweise versucht wird, für sinnvolle Strategien die Menschen im Land zu gewinnen, sondern im Gegenteil Emotionen noch zu schüren, dann braucht es dringend PolitikerInnen, die in verantwortlichen Positionen ihr Wort für eine andere Sicht auf die Welt und die aktuellen Herausforderungen erheben.
Ich kenne Alexander Van der Bellen als einen Menschen, der keine einfachen und billigen Antworten gibt – weil es keine einfachen und billigen Antworten gibt.
Auch deshalb hoffe ich, dass er unser neuer Präsident wird.

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Kommentare

  1. dem ist eigentlich nix hinzuzufügen. Fein artikuliert!

    Klaus, 29/04/16 09:04

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