Die neuen VOR-Tarife
Lange wurde gemutmaßt, wurde gemunkelt, vermutet. Man wußte, dass der VOR an einer Tarifreform arbeitet. (Und man wußte, dass die bisherige Kernzonenregelung nicht optimal war). Lange war eine „Wabenlösung“ in Diskussion, die kleinere Zellen zur Berechnung der Fahrpreise vorsehen würde. Wir GRÜNE haben in diesen Debatten immer eine Lösung forciert – so einfach wie möglich – die den ÖV attraktiver machen sollte: ab besten wäre es (gewesen) die 1. Außenzone in die Wiener Kernzone einzugliedern. Das wäre ein deutliches Angebot an die PendlerInnen gewesen, auf die Öffis umzusteigen.
OK. Jetzt liegt die Tarifreform am Tisch und wird überdies schon am 7. Juli in Kraft treten. Keine lange Zeit, sich umzustellen. Aber, was das wichtigste (und traurigste) ist: ich sehe keine Einladung an die Menschen der Region, in Zukunft mehr mit den Öffis zu fahren.
Die Details der neuen Regelung finden Sie unter www.vor.at.
Das neue System ist „einfach“, fair“, „flexibel“, „praktisch“ und „bewährt“ – schreibt der VOR. Tatsächlich zahlt man/frau in Hinkunft nach der tatsächlich gefahrenen Strecke. Das bedeutet, dass man/frau bei jedem Kauf einer Fahrkarte (egal ob für eine Einzelfahrt, ein Tagesticket, eine Wochen-/Monats- oder Jahreskarte) die Strecke angeben muss. Ich hoffe, dass das praktisch machbar ist…
Aber Achtung: mit einer Fahrkarte kann man ein sogenanntes „Persönliches Netz“ nutzen, also eine Reihe von Bus- und Bahnlinien zwischen den angegebenen Zielen. Achten Sie darauf, welches „persönliche Netz“ Ihnen vorgeschlagen wird. (Beispiel: wenn Sie „Wien bis Laxenburg“ angeben, haben Sie einen deutlich geringeren Spielraum, als wenn Sie „Wien nach Mödling“ angeben, obwohl beide Varianten gleich viel kosten und Sie mit beiden nach Laxenburg kommen). Es zahlt sich aus, ein bißchen zu probieren!
Über die publizierten Infos hinaus gibt es ein paar „Geheimnisse“, die für die Öffi-FahrerInnen wichtig sein könnten. Inbesondere das Nebeneinander der Wiener Kernzone und des restlichen VOR-Gebietes macht die richtigen Entscheidungen für die Fahrgäste nicht einfacher.
Hier ein paar Tips aus dem Blickwinkel eines Mödlinger Fahrgastes:
- Für sämtliche Busse im Stadtbereich – nicht nur den Citybus! – gibt es seit Jahren einen Ortstarif (€1,10 pro Fahrt, €2,20 für die Tageskarte). Im neuen VOR-Tarifsystem gibt es den Ortstarif weiter. Aber für Senioren und Menschen mit Behinderungen ist die Eizelkarte (€1,-) und auch die Tageskarte (€2,-) billiger als mit dem Ortstarif! [besser als bisher]
- Für die Fahrt nach Wien brauchen Sie eine Karte von Mödling bis zur Stadtgrenze und dann eine Karte für die Kernzone. Die Karte bis zur Stadtgrenze hat bisher €415,- gekostet; die wird nun €418,- kosten. Das ginge noch. In dem neuen „persönlichen Netz“ kann man mit dieser Karte praktisch die ganze bisherige 260-Zone befahren – u.z. inkl. der Busse [besser als bisher].
Tip: wenn Sie nach Liesing fahren wollen (oder nach Wien und für die Kernzone eine Karte haben), geben Sie von Mödling als Ziel besser „Wien Kernzonengrenze“ statt „Liesing“ ein, dann erweitert sich Ihr Spielraum in der „Außenzone“ beträchtlich: Sie können mit einer solchen (z.B. Jahres-)Karte auch nach Schwechat oder Purkersdorf fahren. [besser als bisher] - Für die Fahrt nach Wien haben viele die Überlappungsbereiche genutzt (mit einer Karte für die Zone 260 konnte man bis zum Hauptbahnhof fahren). Die Überlappungsbreiche gibt es nicht mehr [schlechter als bisher]. Wenn Sie aber keine Straßen-/U-Bahn und auch keinen Bus in Wien, also keine Leistung der Wiener Linien in Anspruch nehmen wollen, sondern am Netz der ÖBB bleiben (Regionalzug, S-Bahn) brauchen Sie keine Kernzone für Wien zu bezahlen, sondern können WIEN REGIONAL buchen. Das ist zwar um €120,- für die Jahreskarte teurer als bisher (260+Überlappung) [schlechter als bisher], aber dafür können Sie mit WIEN REGIONAL das gesamte ÖBB-Netz in Wien nutzen (zB bis zum Praterstern oder Floridsdorf).
- Eine wesentliche Einschränkung ist das Wegfallen der Streifen- und Vorverkaufskarten außerhalb von Wien [viel schlechter als bisher] (Achtung: in Wien gibt es nach wie vor sowohl Streifen- als auch Vorverkaufskarten!). Einzelfahrten gelten am Tag des Kaufs oder an dem Tag, der beim Kauf angegeben wurde. Die Entwerter werden zum Jahresende 2016 außerhalb von Wien sämtlich abgebaut! Streifenkarten können noch bis Ende 2016 genutzt werden.
Achtung: für Menschen, die selten fahren, bedeutet es, dass am Tag der Fahrt ein Fahrschein gekauft werden muss. Das geht zwar auch im Internet, aber wer keinen Zugang zum WEB hat oder sich damit schwer tut, muss zu einem Automaten oder zum Kassenschalter [viel schlechter als bisher]. - Unklar ist, wo eine Streifenkarte der Wiener Linien entwertet werden muss, wenn man aus Mödling nach Wien fährt: von Mödling bis zur Kernzonengrenze hat man sich eine Fahrkarte am Bahnhof gekauft, für Wien hat man aber die (praktische) Streifenkarte. Im Zug gibt es keine Entwerter und man wird doch wohl nicht in Liesing aus dem Zug springen und die Streifen entwerten… (Das wurde vom VOR offensichtlich nicht bedacht).
- Das Land NÖ hat versprochen, „Härten“ aufzugleichen. Es geht um Verteuerungen im Vergleich zu bisher um mehr als €120,- bei der Jahreskarte. Ein entsprechender Antrag ist beim VOR einzubringen.
Insgesamt scheint das neue System natürlich gewöhnungsbedürftig. Aber wenn man einmal seine Jahreskarte gekauft hat, hat man wohl keine Probleme. (Für NutzerInnen der bisherigen Überlappungsbereiche wird´s allerdings teurer). Ein echtes Problem sind aber die fehlenden Vorverkaufsfahrkarten: das bewirkt, dass man jede einzelne Fahrkarte gesondert kaufen muss. Das ist ein echtes Problem, v.a. für ältere Menschen.
Und schade ist, dass eine Gelegenheit vertan wurde, das System wirklich einladender zu machen: das €365-Jahresticket in Wien hat Hunderttausende zu den Öffis gebracht. Das wäre auch bei dieser VOR-Reform möglich gewesen…
Sehr geehrter Herr Wannenmacher,
Herzlichen Dank für die überaus wertvollen Tips und Tricks zu diesem Thema gerade aus Mödlinger Sicht!
Eine Überlegung dazu: in Mödling kommen doch viele Menschen über das Parkhaus zum Bahnhof (und damit über den Personentunnel). In diesem befindet sich (wenn ich das richtig im Kopf habe) ein einziger Fahrkartenautomat. Vor diesem bilden sich bereits derzeit zu Stoßzeiten kleine Schlangen (was kritisch sein kann, wenn man knapp dran ist). Diese Lage wird sich nochmal zuspitzen, wenn die Streifenkarten für die (ehemalige) Außenzone nicht mehr gelten. Könnte man hier bei den ÖBB eine Aufstockung der Automaten anregen?
Noch eine Überlegung (oder eher Frage): Wie werden die Kontrolleure in Zukunft die Jahreskarten der Fahrgäste überprüfen, wenn jeder sein sehr individuelles „persönliches Netz“ hat…? (aber man wird sich da schon etwas überlegt haben…)
Beste Grüße!
H. Mayer, 21/06/16 08:10
Der Wegfall der Überlappungszone bei den WLB ist besonders ärgerlich. Früher konnte man Guntramsdorf Lokalbahn – Wien Meidling um EUR 2,20 fahren. Nun kostet die selbe Strecke EUR 4,40! Ist eine Preiserhöhung von 100% nicht schon nahezu Willkür!?
Außerdem ist folgendes ärgerlich:
Aktuell kann man mit den WLB um EUR 1,– je Zone fahren, wenn man eine ÖBB VC besitzt. Bis jetzt konnte mir von den WLB nicht gesagt werden, ob es diesen Tarif in Zukunft noch geben wird. Zwischenzeitlich war der Seniorentarif im Gespräch. Diese Information scheint jedoch nicht zu stimmen.
Bezüglich des neuen Streckentarifs finde ich folgendes auf der Strecke der WLB interessant: Möllersdorf – Eigenheimsiedlung EUR 2,20 kostet und Möllersdorf – Traiskirchen nur EUR 1,70.
Ich benutze sehr oft die WLB. Leider kann man mit dem sehr interessanten Wien Regio Ticket nur bis zum Matzleinsdorferplatz fahren, nicht aber bis zur Oper. Meines Wissens kam die Information mit dem Matzleinsdorferplatz erst am letzten Wochenende zur Website preisauskunft.vor.at hinzu.
Ich wäre Froh, wenn die Sie noch Nachbesserung beim VOR erwirken können! Beispielsweise die Gültigkeit des Wien Regio Tickets auf der gesamten Strecke der WLB in Wien und die Preisgestaltung der WLB bis zum Bahnhof Wien Meidling.
Harald Radlwimmer, 23/06/16 09:32
Von wegen „alles wird einfacher“ und „das Zonensystem war schwer verständlich“.
Jetzt ist der Tarif überhaupt nicht mehr nachvollziehbar. Man sieht den Fahrpreis erst,
wenn ihn der Automat anzeigt.
Ich habe übrigens noch nichts davon bemerkt, dass zusätzliche Fahrscheinautomaten aufgestellt werden für die Leute, die bisher mit Vorverkaufsfahrscheinen (Streifenkarten) gefahren sind. Da wird’s Drängerei an den Automaten geben!
Alfred Trötzmüller, 02/07/16 01:59
Um zusätzliche Automaten werden wir kämpfen müssen; geplant ist nichts…
Gerhard Wannenmacher, 05/07/16 10:15
Sehr geehrter Herr Wannenmacher!
Es gibt nur mehr Fahrscheine zum sofortigen Fahrantritt.
Wenn ich von Mödling nach Wien fahre ist das kein Problem. Aber wie komme ich ohne Vorverkaufsfahrschein wieder retour? An den Autobus-Haltestellen der Wiener Linien gibt es keinen Automaten für einen Fahrschein nach Mödling.
Anton Bauer, 26/10/16 06:11