Wiener nicht erwünscht! (?)
Der Mödlinger Bürgermeister hat sich entschieden, Teile der Parkplätze am Rande der Spazierrouten im Naturpark Föhrenberge zu sperren.
Das hat Mödling einen zweifelhaften Ruhm eingebracht: alle größeren Medien des Landes haben darüber berichtet (profil, Standard, auch der ORF). Und fast alle haben die Tendenz dieser Maßnahme herausgestrichen: ein unfreundlicher, gehässiger Akt Wien und den Wiener*innen gegebenüber. Dazu gehört auch die Sperre der Bundesgärten in Wien. (Beides hängt natürlich zusammen: wenn man Platz in Wien bietet, ist das Bedürfnis weiter weg zu fahren, nicht mehr so groß).
So weit so unerfreulich.
Natürlich geht es auch anders: der Bürgermeister von Gießhübl, Helmut Kargl, auch er von der ÖVP, lässt den Parkplatz vor der Kuhweide bewußt offen. Die NÖN zitiert ihn.
Ich glaube ganz fest, dass in Zeiten großer Herausforderungen Solidarität gefragt und nicht die Zeit für das Begleichen von ewigen und alten (ideologischen) Rechnungen gekommen ist. Im übrigen nervt diese Stänkerei gegen Wien schon immer. Gerade für Menschen, die in Mödling wohnen, bedeutet die Hauptstadt meist den Arbeitsplatz und das Zentrum der kulturellen Interessen. In vielerlei Hinsicht ist Mödling Teil des Großraums Wien. Die Stadtplaner sprechen ohnehin von der Metropolenregion. Ich halte es für eine billige, populistische, und im schlechten Sinn provinzielle Masche, gegen Wien zu stänkern. Politisch geht es dabei ohnehin um liberales, aufgeklärtes Denken, um Weltoffenheit und geistigen Anspruch, den man in der Großstadt wähnt. Und der ist vielen christlich-konservativen Politiker*innen einfach dem Grunde nach zuwider.
Solche Einstellungen zeigen sich dann eben besonders deutlich in Zeiten der Krise und der Herausforderung.
Aber, wie man am Beispiel Gießhübl sieht: es geht auch anders.
P.S.: in der Frage des Aufenthalts im Freien gibt es offenbar sehr divergierende Meinungen. Siehe dazu auch die Meldung im Standard über den Rücktritt des public-health-Experten Dr. Martin Sprenger (MedUni Graz) aus dem Beraterstab der Bundesregierung.
P.P.S.: Solidarität wäre meiner Meinung auch europaweit gefragt. Nicht nur bei der Aufnahme von Flüchtlingskindern aus einem der Lager an der griechisch-türkischen Grenze. (Aber natürlich: JA!). Aber ich denke, Österreich könnte Italien durch die Übernahme von Intensivpatienten unterstützen, so lange in Österreich selbst Kapazitäten frei sind.
Die Frage der Corona-Bonds kann ich selbst nicht hinreichend interpretieren. Aber auch in dieser Frage scheint es vorrangig um Solidarität zu gehen. Und da fällt Österreich nicht positiv auf.
Danke! Ich stimme Ihnen voll zu.
Wir, hier im Raum Mödling, müssen dankbar sein, dass unsere Umgebung trotz der verordneten Beschränkungen viel Bewegung in der frischen Luft ermöglicht.
Da dürfen wir nicht selbstsüchtig sein und sollten die Wiener freundlich aufnehmen.
Allerdings bin ich schon für Präsenz der Polizei oder anderer Ordnungskräfte bei den Parkplätzen, damit die Gäste aus der Hauptstadt nicht auf das Abstandhalten vergessen.
MfG Ulrike Wotzel
Ulrike Wotzel, 11/04/20 10:28
Lieber Gerhard!
Ich stimme Dir in allen Punkten zu, das Hick-Hack zwischen schwarz/türkis und rot ist eigentlich nur mehr lächerlich.
Zum Kommentar von Frau Wotzel: warum sollten „Gäste aus der Hauptstadt“ auf das Abstandhalten vergessen, oder warum mehr als andere?? Das ist absolut lächerlich…
Ich bin viel in Wien unterwegs, weil ich gerade beschäftigungslos bin (zum Glück nicht arbeitslos…). Es wird hier in Wien sehr gut auf den Abstand geachtet, auch an Plätzen, wo jetzt aufgrund des sonnigen Wetters ziemlich viel los ist (Prater, Donauinsel). Und ich bin froh, dass dort die Polizei nicht wirklich sichtbar ist…
Liebe Grüße
Peter
Peter Schreiber, 11/04/20 09:30
Die Maßnahme des Mödlinger Bürgermeisters ist in der Tat sehr befremdlich. Natürlich muss man den Leuten klar machen, auch in der Natur einen Mindestabstand einzuhalten. Die Ansteckungsgefahr ist auf jeden Fall im Freien wesentlich geringer als in geschlossenen Räumlichkeiten, ausweichen weit besser auf Wanderwegen als in “Regalgassen“ möglich. Ehrlich gesagt, fühle mich derzeit im Wienerwald sicherer als in einem Supermarkt. Ich verstehe auch nicht, dass im Moment sämtliche Naturparks geschlossen sind. Wenn ich die Möglichkeiten der Nutzung unseres Naturraumes einschränke, brauche ich mich nicht wundern, wenn sich die Leute auf den wenigen noch offenen Flächen tummeln. Eigentlich erziele ich mit der Einschränkung genau das Gegenteil von dem was gewünscht ist. Je mehr Raum ich anbiete, desto weitflächiger verteilen sich die Menschen.
Gerald Speckner, 11/04/20 09:35