STOLPERSTEINE gegen das VERGESSEN: die ersten Steine in Mödling
Am 25. Juni 2004 wurde im Mödlinger Gemeinderat – auf Antrag von Stadtrat Mag. Berhard Knipel (ÖVP) – einstimmig beschlossen, „die Aktion Stolpersteine des Kölner Künstlers Gunter Demnig (…) durchzuführen und (…) zu gestatten, die entsprechenden Stolpersteine im Gehsteig vor den Wohnhäusern der Opfer einzusetzen“.
Zu diesem Zeitpunkt lagen in Österreich erst 3 Stolpersteine – seit 1997 – in St. Georgen (Salzburg), seit damals aber keine weiteren und somit auch in Niederösterreich keine.
Mödling war damit also Pionier in Sachen Gedenkkultur.
Zuerst musste jedoch recherchiert werden: durch die Arbeit des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands (DÖW) und des Archivs von Yad Vashem in Jerusalem (was die jüdischen Opfer betrifft) ist gut dokumentiert, wer während der Nazi-Herrschaft ermordet worden war.
Weniger klar waren die Lebensumstände und auch der letzte freiwillige Wohnort der Opfer. Gerade letzteres ist aber für das Verlegen der Stolpersteine essenziell.
Ein Meldewesen wie heute bestand vor 1938 nicht, zudem sind viele Unterlagen gerade auch in den letzten Kriegstagen verloren gegangen oder vernichtet worden. Eine besondere Schwierigkeit war die Eingemeindung von Mödling nach Groß-Wien im Herbst 1938, wodurch Aufzeichnungen transferiert und 1954 nicht wieder zurückgestellt worden waren.
Es war also einige Arbeit, um am 14. August 2006 dann endlich die ersten 14 Stolpersteine verlegen zu können.




Das mediale Echo war enorm: der ORF brachte einen Bericht sogar in der ZIB1 (2006 war das bedeutend!).



Am Abend des Tags der Verlegung dieser ersten Stolpersteine fand im Festsaal des Landeskrankenhauses eine Veranstaltung zur Erinnerung an die Opfer der Nazi-Diktatur statt.

Den 14 Stolpersteinen 2006 folgten 8 weitere 2007 und 9 weitere im Jahr 2011.






















Obwohl das Projekt nicht primär für jüdische Opfer angelegt ist, sind die allermeisten Toten in Mödling Opfer rassischer Verfolgung.
Während dieser 5 Jahre machte das Beispiel Mödling auch in anderen Städten in Österreich „Schule“, wobei wir in Niederösterreich bei der Gründung der Projektgruppen in Wr. Neustadt und in Neunkirchen mit unseren Erfahrungen ein bisschen helfen durften.
Insgesamt hat Gunter Demnig bis Ende 2021 rd. 75.000 Stolpersteine zum überwiegenden Teil selbst verlegt. Und auch die Steine selbst werden sämtlich händisch gefertigt. Auch das ist dem Künstler ein wichtiges Anliegen: Die einzelne, händische Fertigung jedes einzelnen Stolpersteins ist ein Akt des persönlichen Respekts jedem einzelnen Opfer gegenüber.
Zum Projekt an Ganzem gibt es eine große Zahl an Dokumentationen.
Hier die URL der Original-Seite: https://www.stolpersteine.eu/. Und auch in Wikipedia kann man über das Projekt nachlesen.

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